Veranstaltung: | 45. Landesparteitag von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Sachsen-Anhalt |
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Tagesordnungspunkt: | 14. Anträge |
Status: | Beschluss |
Abstimmungsergebnis: | Ja: 62, Nein: 3, Enthaltungen: 6 |
Beschluss durch: | Landesparteitag |
Beschlossen am: | 27.11.2021 |
Eingereicht: | 19.04.2022, 10:23 |
Antragshistorie: | Version 1 |
Gebärdensprache fördern
Beschlusstext
Der Landesparteitag möge beschließen:
Bündnis 90/Die Grünen stehen wie keine andere Partei für gesellschaftliche
Vielfalt, Antidiskriminierung und Inklusion. In diesen Punkten wollen wir ein
Zeichen setzen, indem wir den Gebärdensprachunterricht an Regel- und
Förderschulen deutlich voranbringen. Dazu stellen wir folgende Forderungen auf:
- Gezielte und umfängliche Ausbildungsmaßnahmen, die gehörlose
Gebärdensprachnutzer*innen in die Lage versetzen, qualifizierten
Unterricht auf verschiedenen Schulstufen zu erteilen
- Mehr und bessere Qualifikationsangebote für bilinguales (hörendes)
Lehrpersonal
- Die verstärkte Anwendung und den Ausbau des bereits existierenden
Lehrplans DGS (Deutsche Gebärdensprache) für die Jahrgangsstufen 1-10
- Die Entwicklung eines Lehrplans DGS für die Sekundarstufe II, mit dem
Fernziel, DGS als mögliches Abiturfach zu etablieren
Begründung
Die Gleichwertigkeit von Laut- und Gebärdensprachen ist in der modernen Linguistik längst etabliert. Als Schulfach führt die Deutsche Gebärdensprache trotz einer sechsstelligen Sprecher*innenzahl jedoch nach wie vor ein Schattendasein. Ein Beschluss der Kultusminister*innenkonferenz vom 08.10.2021 soll die Länder bei der Entwicklung von DGS-Lehrplänen unterstützen. In Sachsen-Anhalt existiert immerhin seit 2012 ein solcher Lehrplan für die Jahrgangsstufen 1-10, der sowohl für Regel- als auch für Förderschulen gilt. Die Umsetzung dieses Lehrplans scheitert allerdings mangels qualifizierten Lehrpersonals. Hier setzen insbesondere Forderungen 1 und 2 an: Ähnlich wie beispielsweise an der Hamburger Elbschule sollte insbesondere auf muttersprachliche Lehrer*innen gesetzt werden, um gehörlosen, hörgeschädigten, aber auch hörenden Kindern ein gutes Unterrichtsangebot machen zu können. Für Lehrkräfte, die DGS nicht als Muttersprache sprechen, reichen kleine Fortbildungen nicht aus. Stattdessen ist eine umfängliche Qualifikation in Form eines Studiums notwendig.
Steht qualifiziertes Lehrpersonal zur Verfügung, so kann der aktuelle Lehrplan endlich angewandt werden, auch ist eine Ausweitung auf die Sekundarstufe II denkbar (in manchen Bundesländern, etwa Hamburg, Brandenburg und Berlin, liegen hierzu bereits Entwürfe vor). Das Fernziel ist, DGS als gleichwertiges Schulfach neben allen weiteren Sprachen in unserem Fächerkanon zu etablieren.